Dritte Bau- und Forschungs-Sessions via ZOOM

Im Dezember war es wieder soweit: Die ganze Stadt musste in den Lockdown, damit die Spitäler entlastet werden.

Also konnten wir nicht, wie geplant, eine reale Session03 machen, sondern mussten etwas für uns und die Kinder Neues ausprobieren: Eine ZOOM-Session.

Wir waren aber alle, geimpft und getestet, in unserem Projektraum, die Kinder aber bei sich zuhause.

Zuerst waren die Eltern nicht begeistert, da sie fürchteten, das würde eine lange und langweilige Angelegenheit, wie das “Distance Learning”.

Also entwarfen wir ein Design mit maximal 30 minütigen Einzelsitzungen. Jeweils ein Teammitglied würde mit einem Kind sprechen.

Wir würfelten, wer wen treffen würde, und alles fügte sich gut.

4 Erwachsene, inzwischen mit “Battle Names” geschmückt, würden mit 4 Kindern in ein Gespräch eintreten.

Doch die wirkliche Attraktion war das Bildmaterial. Wir hatten eine langsame Handy-Kamerafahrt durch die Stadt (gemacht von Jam), die das Gefühl eines knapp über dem Boden schwebenden Fahrzeugs vermittelte, und sozusagen in alle gemalten Zimmer hineinschauen konnte.

Vor allem aber konnte man so die Stadt gleichsam berühren, und das in Zeitlupe.

Wir hatten auch viele Fotos von der Gesamtstadt, von Nachbarschaften und Details, von Sim. Da konnte Nat live hineinzoomen.

Und schließlich filmte Rob auch die Stadt mit einem Tablet, und konnte so in Echtzeit auf die Kinder reagieren.

Das ist wie eine Ballonfahrt, sagt Jack. Sie hat Fragen vorbereitet, die inspirieren sollen.

Es ist wie wenn die Kinder geschlafen hätten und dann in einem Ballon über der Stadt aufwachen. Sie wissen nicht mehr so genau, was sie persönlich gebaut haben und sehen die Stadt mit neuen Augen, frischen Sinnen.

Die Kinder erzählten Geschichten zu den Dingen, die sie gebaut hatten, aber auch denen, die andere gebaut haben, und wurden durch das Gespräch, die Zeit dazwischen und ihre eigene Fantasie in neue, unbekannte Regionen geführt.

Wo es dann auch neue Geschichten zu entdecken gab.

Dialog 1

Zak und Leni.

Unterstützt von Nat als Bild-Navigatorin.

Leni hat immer viel zu erzählen. Sie erinnerte sich zuerst an ihren ummauerten Garten. Holzstücke standen für hohe Mauern und Pflanzenmaterialien für einen Garten.

In den alten Kulturen nannte man das einen “Locus Amoenus” – einen lieblichen Platz.

Denn wenn rund herum wilde Wälder und wilde Tiere, oder auch trockene Wüste sind (die Sache kommt aus Mesopotamien und Persien und wurde nur später lateinisch so benannt), ist so ein kleiner, geschützter Garten eine vollkommene Zuflucht.

Doch warum, Leni, brauchst du diesen in der Stadt, vor der Stadt geschützten Raum, ja sogar ein nur durch einen Code zu öffnendes Tor?

Einerseits vielleicht, weil in der Nähe der Turm steht, der als Gefängnis für Eltern dient, die ärgerliche Verbote aussprechen. In dieser Zeit sicher zu viele.

Aber die Eltern der Anderen kann man doch nicht einsperren, oder?

Und dann ist da auch eine schöne Brücke, die zugleich auch ein Haus sein könnte, mit einem “Bein” auf diesem und einem auf dem anderen Ufer, denn die Flüsse, Bäche und Teiche bestimmen die Landschaft der Stadt.

Leni wollte dann doch auch eine Wohnstatt für ihre Eltern bauen.

Zwischen diesen Bauten und dem ummauerten Garten gibt es aber auch einen Teich, den Krokodile bewachen.

Krokodile? Die halten doch wohl auch alle anderen Leute fern.

Nein, sagt Leni, sie schützen die Leute und alle Lebewesen vor dem noch schlimmeren Monster, das tief im Teich haust.

Wer hätte das gedacht?

Leni, wie fahren die Leute auf den Straßen der Stadt?

Mit Kutschen.

Die werden wohl von Pferden gezogen.

Wo wächst ihr Futter und wo wird es gelagert, wie verkauft?

Wir sind dann auch bis ins Gebirge gereist, wo vielleicht die Wölfe wohnen. Was geschieht, wenn die Wölfe die Hühner der lokalen Bevölkerung verspeisen wollen? Leni wusste Rat: Sie werden gefüttert.

Am anderen Ende der Stadt gibt es aber auch ein Kino. Es hat Augen.

Warum?

Damit es sich selbst sehen kann! sagt Leni.

Dialog 2

Nat und Emma

Emma sieht sich in Ruhe die Fahrt durch die ganze Stadt an, bevor sie etwas sagt. Nat fragt nach den Schichten der Stadt. Wie alt ist sie? Hat sie immer schon so ausgesehen? Oder haben die Kinder seit letzten Oktober gleichsam Jahrhunderte über einander gebaut?

Und weil es schon so viel Geschichte gibt, gibt es auch Ruinen?

Emma weiß eine und Nat sucht im Bild-Archiv.

Das dauert ein wenig.

Da ruft Emma aus: Ich seh nur Schwarz!

Dann erzählt sie aber Geschichten über Gebäude, die andere gebaut haben, etwa die dichte Anlage von Joel aus der Session 01, mit Turm und Rampen. Sie sieht fast so aus wie die zeitgenössischen “Shelves” des Berliner Architekten Schwitalla.

https://studioschwitalla.com/Berlin-Urban-Shelf

Es ist eher eine neue Anlage.

Wer wohnt wohl da?

Auf alle Fälle auch Pflanzen, die an manchen Stellen die Stadt überwuchern.

Seit der ersten Session hat sich was verändert. Die Strukturen oder die Wahrnehmung?

Emma entdeckt eine Straße, die hinunter in die Natur führt.

Sie kommen auch ins Gebirge. Da wohnen, sagt Emma, Ziegen, Fische, Vögel, vielleicht ein Bär in einer Bärenhöhle, und Eidechsen.

Das sind viele Arten, sagt Nat. Gibt es da auch Konflikte?

Zwischen den Fischen und dem Bären schon!

Emma lacht.

Das ist aber, sagt Nat, auch gut für das Gleichgewicht.

Aber was passiert, wenn der Bär zu den Menschen kommt?

Emma glaubt, dass der Bär lieber bei sich zuhause bleibt. Fern von den Menschen.

Die vielen Wasserstraßen. Sind sie alle sauber?

Wie wird das Wasser genutzt?

Dialog 3 hätte Rob mit Lavinia sein sollen. Doch leider ging sie dann doch lieber Rodeln.

Dialog 3

Kell und Jaron.

Jaron erinnerte sich eher im Stillen, doch Kell fragte ihn nach den bunten Anlagen und den Fabriken mit den runden Türmen (ganz im Stil des 19. Jahrhunderts), die er vor allem am Rand der Stadt gebaut hatte. Denn er hatte bei der Session 02 die Karte gezogen “Bring Farbe in die Stadt”.

Eine dieser Fabriken ist etwas ganz Besonderes: Sie erzeugt nur rechte Schuhe, denn in der Fabrik von der Lavinia (die lieber rodeln ging) werden die linken gemacht.

Am anderen Ende der Stadt.

Neue Konzepte der Arbeitsteilung!

Die Leute wohnen übrigens eher in der Mitte der Stadt (auch eher wie früher).

Auch außerirdische Menschen.

Sie leben friedlich zusammen.

Auch Jaron würde da gerne wohnen, aber eher am Land.

Beginnt das Land am Rand?

Am liebsten aber am großen Fluss.

Der ist allen wichtig, der verbindet auch alles.

Dann gibt es auch die seltsame Rampe aus der Session 01, die alle, die auf dieser Straße fahren, über eine schnurgerade Allee und vielleicht auch einen Bach ganz einfach hinweg schleudert.

Hoffentlich sind alle Fahrzeuge gut gefedert!

Jaron hat auch eine Park-and-Ride-Anlage gebaut, mit einem leeren Parkplatz.

Danach geht es nur noch zu Fuß weiter.